Traurige Säuferaugen

31.12.2021

 

Bei dem Filmdrama „Traurige Säuferaugen“ handelt es sich um eine Lokaltour in einer Zeit, in der alle Lokale unwiderruflich zu sind. Im Gegensatz zum Helden des Romans „Ulysses“ von James Joyce, aus dem Titel und Zwischentexte stammen, bleibt dem Protagonisten des Films nichts anderes übrig, als Plakate an fest verschlossene Lokaltüren anzuschlagen. Die Plakatheadline mit Rainer Marias Rilkes „Wer jetzt kein Haus hat, / baut sich keines mehr. / Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, / wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben / und wird in den Alleen hin und her /unruhig wandern, wenn die Blätter treiben“, wirkt hier wie eine prophetische Vorausschau aus dem Jahr 1902. Angela Merkels „… vielleicht mal wieder Briefe schreiben“ und Sebastian Kurz‘ „Wer alleine lebt, muss alleine spazieren gehen“ aus 2020 in der Fußleiste komplettieren die saufäugige Traurigkeit des Films.
 

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